eine Serie von Unglücken auf hoher See wirft ein Schlaglicht auf die brutalen Methoden der Menschenschmuggler in Nordafrika.
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Bericht von Mirco Keilberth
Italien stellt sein Rettungsprogramm "Mare Nostrum" ein. Jetzt soll die EU-Grenzschutzagentur Frontex Flüchtlinge im Mittelmeer retten. Das gab
EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström am Mittwoch bekannt. Italiens Innenminister Angelino Alfano erklärte, die EU Mitgliedstaaten würden dazu Flugzeuge und Schiffe für Frontex bereitstellen.
Angepeilt sei ein Einsatzbeginn im November. Der Einsatz bleibt auf EU Hoheitsgewässer beschränkt. Wegen der Syrienkrise und der Instabilität in Libyen sind dieses Jahr über 100.000
Bootsflüchtlinge in Italien angekommen - eine Rekordzahl. Italien hat seit 2013 mit "Mare Nostrum" große Anstrengungen zur Seerettung unternommen. Die EU hat sich jedoch geweigert, sich
umfassend an den Kosten für das Projekt zu beteiligen. (Rom/Berlin, taz/dpa)
dazu schreibt Christian Jakob in der TAZ vom 29.08.2014 /Seite 12 folgenden Kommentar:
"Wir setzen alles in Bewegung, was wir haben, aber Ihr helft uns", Das war Italiens Ansage an die EU nach der Katastrophe vor Lampedusa im letzten Herbst. Rom sorgte für ein
vorläufiges Ende des Sterbens auf dem Meer. Nie kamen mehr Flüchtlinge als in de letzten Monaten. Und nie zuvor wurden mehr gerettet als durch die "Mare Nostrum" -Marinemission.
Hilfe bekam Italien allerdings nicht. Die EU trug nur etwas ein Zehntel der Kosten von etwa 8 Million Euro im Monat. Italien blieb nicht nur auf diesen Ausgaben sitzen. Europa
änderte auch nichts daran, dass das Land sich ganz allein um die über 100.000 Flüchtlinge kümmern muss, die Italiens Soldaten aus dem Wasser zogen. Es war klar, dass Rom das nicht lange
mitmachen würde. Seit dem Frühjahr hat es immer wieder Unterstützung aus Brüssel gefordert. Ohne Erfolg.
Im Mai erhöhte es den Druck und zog sich etwa von Libyens Küste zurück. Sofort schnellten die Unfallzahlen hoch: 1.600 der 1.800 ertrunkenen Flüchtlinge in diesem Jahr
starben in dieser Zeit. Die tödliche Demonstration ließ Europa unbeeindruckt. Denn anders als bei dem Unglück 2013 wurde jetzt langsam hintereinanderweg gestorben und nicht auf einen
Schlag.
Jetzt hat Italien genug, und die EU schickt die Grenzschützer von Frontex um "Mare Nostrum" zu ersetzen. Es ist die Verabredung zum Sterbenlassen. Frontex ist nicht ansatzweise
imstande, das Meer so zu sichern wie Italiens Marine. Stattdessen wird Frontex tun, wozu es da ist: die Migranten daran hindern, anzukommen. Und wenn sie
dabei ertrinken. Bald wird das Wetter wieder schlechter, die Überfahrt noch riskanter. Die Kriege im Nahen Osten und Afrika werden die Menschen weiter aufs Meer treiben. Auf diesem Meer werden
dann keine Retter mehr sein. Dafür umso mehr Leichen.
für diejenige, die diese wichtige Sendung nicht sehen konnten:
http://youtu.be/jW3IPR6KTm4